Europäische Entfremdungsprozesse und ihre Dynamik in Südosteuropa in Zeiten der Corona-Krise

Europäische Entfremdungsprozesse und ihre Dynamik in Südosteuropa in Zeiten der Corona-Krise

Kurzanalyse 1 / März 2020 von Vedran Dzihic

Zusammenfassung

Im März 2020 brach die Corona-Krise wie ein Tsunami über Europa ein. Der Kampf gegen das Virus löste nationale und nationalistische Reflexe aus und offenbarte Schwächen der Europäischen Union in ihrer außenpolitischen Handlungsfähigkeit. Die Erweiterungspolitik als zentrales Element der EU-Beziehung zu Südosteuropa befindet sich bereits seit einiger Zeit in der Krise. Vor diesem Hinter-grund stellt sich die Frage, wie sich die Corona-Krise auf die Beziehungen zwischen der EU und den Beitrittskandidaten auf dem Westbalkan auswirkt. Die Kurzanalyse vertritt die These, dass es bereits seit einiger Zeit einen schleichenden Prozess der Entfremdung zwischen der EU und einigen Staaten der Region gibt. Dieser Prozess verstärkt sich offensichtlich im Kontext der Corona-Krise und trägt zu einer noch stärkeren Hinwendung zu anderen geopolitischen Playern wie China oder Russland bei. Vor diesem Hintergrund erhöht sich in Zeiten der Corona-Krise die Gefahr, dass die autoritären Prak-tiken in einzelnen Staaten der Region stärker werden und die Demokratieentwicklung in der Region einen weiteren Schaden erfährt.
In der vorliegenden Analyse werden die neuesten Entwicklungen in der Zeit der Corona-Krise in den Kontext der längerfristigen strukturellen Entwicklung der Region und der EU-Integration in Südosteu-ropa gestellt. Die Corona-Krise birgt in sich eine verstärkte Gefahr der weiteren Entfremdung zwischen der EU und Südosteuropa, könnte aber in einem positiven Szenario zu einer Revitalisierung dieser Be-ziehung führen.

Keywords:
Europa, EU-Erweiterung, Corona-Krise, Westbalkan, Demokratie, Autoritarismus

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