Die Governance von Resilienz: Akteurskonfigurationen von gesamtstaatlicher Sicherheitspolitik

Die Governance von Resilienz: Akteurskonfigurationen von gesamtstaatlicher Sicherheitspolitik

Das Projekt befasste sich mit den durch das Aufkommen von Resilienz hervorgerufenen Verschiebungen in der Sicherheitspolitik, insbesondere auf Governance-Ebene. Der schnelle Popularitätsgewinn des Konzepts ist untrennbar mit einer grundlegenden Veränderung im Verständnis von (Un)Sicherheit verknüpft. Resilienz kann als Antwort auf einen Wandel in der politischen Perzeption von Sicherheit verstanden werden, die sich auf folgender Grundannahme beruft: Basierend auf dem Zusammenbruch einer einstigen bipolaren Weltordnung wird heute gemeinsam mit dem Aufkommen multipler (nicht-)staatlicher globaler Player eine steigende Ungewissheit – und damit Unsicherheit – konstatiert. Krisen, Schocks und langfristige Herausforderungen gehören ebenso zu diesem neuen Weltbild wie positive Veränderungen. Die Entwicklungen zukünftiger Ereignisse werden vor dem Hintergrund der erhöhten Komplexität menschlichen Zusammenlebens, insbesondere der steigenden Abhängigkeit von kritischen Infrastrukturen, als ungewiss betrachtet. Resilienz ist mittlerweile zu einem ubiquitären Begriff in politischen Strategien geworden. Auf akademischer Ebene wird einerseits argumentiert, dass Resilienz eine Form neoliberaler Gouvernmentalität darstellt und damit den Rückzug des Staates aus seiner (Sicherheits-)Verantwortung ermöglicht. Gegenläufige Argumente verstehen Resilienz hingegen als eine unumgängliche Antwort auf die Realitäten der weltweiten Globalisierung und dem damit verbundenen Wandel. Im Sinne dieser Argumentation ist Resilienz, als die intensivierte und teils veränderte Zusammenarbeit zwischen staatlichen, privatwirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren, nicht Ursprung sondern Effekt eben jener Macht- und Verantwortungsverschiebungen. Vor diesem Hintergrund untersuchte das Projekt die nationale Bedeutung von Resilienz im Kontext von Sicherheitspolitik. Als zentrale Erkenntnis der Projektarbeit wurde bald eine Transformation staatlicher sicherheitspolitischer Souveränität feststellbar, womit sich Resilienz in die aufkommende Debatte um einen Post Liberalismus einordnen lässt. Dennoch orientierte sich das Projekt primär entlang einer empirischen Ausrichtung und fragte nach dem (potenziellen) praktischen Mehrwert des Konzeptes, sowie nach der konkreten Ausgestaltung der Rolle des Staates in der Organisation von Resilienz-Politiken. In der empirischen Arbeit unterschied das Projekt zwischen (1) Definitionen von Resilienz, (2) angenommenen Risiken und (3) angestrebten Visionen oder Zielsetzungen. Als prozessuale Kategorien wurden (4) Akeure, (5) Handlungsfelder, etwa der Schutz Kritischer Infrastrukturen, Zivilschutz, Finanzpolitik, Sozialpolitik, internationale humanitäre Hilfe, Entwicklungspolitik, und (6) die zentralen Prozesse von Resilienz-Politiken behandelt. Die empirische Untersuchung erfolgte in Expert/innen-Gesprächen und Fokusgruppen-Diskussionen mit Stakeholdern in Österreich. Desweiteren wurden Vergleichsstudien in Schweden, Großbritannien und den Vereinigten Staaten durchgeführt. Die Interviews, wie auch die erhobenen Strategie- und Policy-Dokumente, wurden einer qualitativen Inhaltsanalyse entlang der oben angeführten sechs Kategorien unterzogen.

Finanzierung: Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank

Laufzeit: September 2015 – März 2017

Projektleitung: Jan Pospisil

ProjektmitarbeiterInnen: Sarah Ponesch, Barbara Gruber und Daniela Pisoiu

Den Endbericht des OeNB-Jubiläumsfondsprojekts finden Sie hier (PDF).