Die Rolle Chinas auf multilateraler Ebene –  was verändert sich durch Chinas neue Strategiepapiere? Was sind die Auswirkungen auf Europa und Österreich?

Die Rolle Chinas auf multilateraler Ebene – was verändert sich durch Chinas neue Strategiepapiere? Was sind die Auswirkungen auf Europa und Österreich?

Arbeitspapier 118 / Jänner 2024
Thomas Eder

Executive Summary

This working paper deals with two strategy documents on Chinese foreign policy published in 2023. With these ambitious documents, the Chinese government makes a claim to replace the US as a leader on global governance. Beijing is looking for allies and is primarily targeting the countries of the "Global South". The documents argue that the US and its Western allies have neglected the needs of developing countries, particularly in the areas of security and development. Beijing promises a new world order that is more strongly oriented towards the interests of developing countries. China’s foreign policy strategy is not aimed at overturning the current international order, but rather at strengthening China’s influence on the multilateral system and its institutions. This is based on US policy after the end of the Second World War, which led to the establishment of the liberal world order. In Beijing’s view, influencing international norms through multilateral organizations – as the US has done and continues to do – is the most cost-effective and sustainable way to achieve a hegemonic role. Despite its rhetorical outstretched hand to the states of the "Global South", China’s reform proposals are sometimes problematic for these states. China, for example, is only thinking about new non-permanent members without veto power in the UN Security Council, which frustrates India in particular. By elevating the "legitimate security interests" (implicitly of the major powers) to the same level as the sovereignty of states, China would restrict the sovereignty of all other states in making foreign and security policy decisions.

Zusammenfassung

Das Arbeitspapier setzt sich mit zwei 2023 veröffentlichten Strategiepapieren zur chinesischen Außenpolitik auseinander. Mit den ehrgeizigen Dokumenten erhebt die chinesische Regierung den Anspruch, die globale Führungsrolle der USA abzulösen. Beijing sucht dabei nach Verbündeten und richtet sich vor allem an die Staaten des "Globalen Südens". Die Strategiepapiere argumentieren, dass die USA und ihre westlichen Verbündeten die Bedürfnisse der Entwicklungsländer insbesondere in den Bereichen Sicherheit und Entwicklung vernachlässigt haben. Beijing verspricht eine neue Weltordnung, die sich stärker an den Interessen der Entwicklungsländer orientiert. Chinas außenpolitische Strategie will allerdings nicht das internationale System umstürzen, sondern sie zielt vielmehr darauf ab den chinesischen Einfluss auf das multilaterale System und seine Institutionen zu stärken. Dabei orientiert man sich an der US-Politik nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die zum Aufbau der liberalen Weltordnung führte. Nach Beijings Ansicht ist die Beeinflussung internationaler Normen durch multilaterale Organisationen – wie es die USA taten und tun – der kosteneffizienteste und nachhaltigste Weg zu einer hegemonialen Rolle. Trotz der rhetorisch ausgestreckten Hand gegenüber den Staaten des „Globalen Südens“, sind Chinas Reformvorschläge auch für diese Staaten mitunter problematisch. China denkt etwa nur an neue nichtständige Mitglieder ohne Vetomacht im Weltsicherheitsrat, was vor allem Indien frustriert. In dem China die „legitimen Sicherheitsinteressen“ (implizit der Großmächte) auf eine Ebene mit der Souveränität der Staaten hebt, wird die Souveränität aller anderen Staaten in der Außen- und Sicherheitspolitik eingeschränkt.

Keywords: China, Strategie, Multilateral, Globaler Süden, Europa

Arbeitspapier verfasst im Rahmen der Kooperation mit dem Bundesministerium für Landesverteidigung.

Photo credit: DIRCO (Flickr)

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